Predigt am Sonntag Reminiszere (05.03.23) über Markus 12,1-12 von Vikar Dr. Ulrich Hofeditz

Liebe Gemeinde,
Wer ein Haus baut, braucht ein festes Fundament. Das galt damals und das gilt heute. Damals zur Zeit Jesu wurden viele Häuser aus Lehmziegeln oder aus weichem Sandstein gebaut. Aber Fundamente, die mehrere Meter tief ausgeschachtet wurden, das gab es damals noch nicht. Es brauchte etwas, was die Mauern trug, damit sie nicht umfielen. Und gerade bei großen Häusern gab es in der Mitte des Raumes senkrechte Balken, auf denen die gesamte Last des Daches lag. Und dafür brauchte man einen Eckstein.
Dieser Eckstein musste was aushalten. Er musste das Gewicht der Mauern und das Gewicht des Daches tragen können. Er durfte nicht verrutschen und natürlich nicht zerbrechen. Und wenn dann das Haus stand, dann konnte so ein Eckstein ja auch nicht mal so eben ausgetauscht werden. Das Haus stand ja darauf.
Daher wurde mit großer Sorgfalt ein solcher Eckstein geprüft, bevor er als Fundamentierung genutzt wurde. Fachkundige Steinmetzte schlugen ihn aus dem Stein und passten ihn an. Fachkundige Bauleute prüften dann noch mal, ob sich dieser Stein für ihren Bau verwenden ließ. Der eine Stein oder mehrere Steine für ein größeres Gebäude, die wurden handverlesen, denn auf Ihnen beruhte die gesamte Statik des Gebäudes. Es musste Fels sein, denn weder gebrannte Lehmziegel noch der weiche Sandstein waren fest genug. Und es durfte auch kein Sprung im Stein sein oder Schichtwechsel im Gestein vorliegen, dann war die Gefahr groß, dass so ein Stein zerbrach.
Ja, der Stein musste halten und zwar verlässlich. Wer an so einem Stein sparte, dem konnte es passieren, dass ihm sein Haus über dem Kopf zusammenbrach. Und dies wollte man weder damals noch heute.
Ein Eckstein, welcher der Expertise der Fachleute nicht genügt, wird weggeworfen, entsorgt und nie wiedergenutzt.
Jesus erzählt zwei Gleichnisse. Das erste mit den bösen Weinbauern und das zweite mit dem Eckstein. Er erklärt diese Gleichnisse nicht, aber doch ist seinen Zuhörern sofort klar, um was es ihm geht. Beide Gleichnisse zielen auf einen Punkt: Gott hat dem Menschen eine Lebensgrundlage geben, aber auf Gott hören, möchte die Menschen nicht.
Im ersten Gleichnis ist es der Weinberg. Und Gott schickt seine Propheten und letztendlich seinen Sohn. Die Weinbauern lehnen die Botschafter Gottes ab, ja, sie misshandeln und töten sie teilweise. Und im weiten Gleichnis, ist es der Eckstein, der offensichtlich nicht für das Haus geeignet scheint. Und doch sagt Gott, dass ist das Fundament auf dem ich aufbauen möchte.
Gott hat einen anderen Plan, ein anderes Fundament, für das Leben seiner Menschen. Ein anderes als das sich der Mensch selbst gerne setzten möchten. Ein Fundament für das eigene Leben.
Und falsche Fundament sind es, die unser Leben so stark und fest erscheinen lassen.
Die gute Ausbildung, der wichtige Job, das viele Geld. Mit Geld ist man unabhängig. Eine gute Rente im Alter. Dann ist das Leben gut und kontrollierbar.
Ein gesunder Lebenswandel. Viel Sport. Möglichst viel Gemüse essen, nur ja keine Süßigkeiten. Desto länger fit sind wir. Dann ist das Leben gut und kontrollierbar.
Viele Reisen. Fremde Länder und Kulturen sehen. Menschen kennenlernen. Möglichst viele Freunde finden. Ruhe und Frieden mit dem Partner, Kindern und Eltern. Dann ist das Leben gut und kontrollierbar.
Wichtige Statussymbole anhäufen. Ein großes Auto. Die eigene Firma. Das große Haus mit Pool. Eine Segeljacht. Das lange Bücherregal im Wohnzimmer, nie gelesen aber repräsentativ. Ja, dann ist das Leben gut und kontrollierbar.
Halten diese Fundamente? Was ist, wenn Beziehungen zerbrechen. Wenn das Vermögen, warum auch immer, verloren geht. Wenn die Gesundheit auch einmal nicht mehr existent ist. Sind dann die Fundamente noch tragfähig?
Was ist mit unserem Glauben? Nie was Schlechtes gemacht. Immer christlich gelebt. Jedes Gebot beachtet.
Jesus sagt an dieser Stelle etwas anderes. Es geht nicht darum, was wir gemacht haben. Es geht nicht darum, welches Fundament wir in unserem Leben gelegt haben. Es geht darum, welches Fundament Gott in unserem Leben legt. Ein Fundament, welche ausnahmslos für alle Menschen gilt.
Die Bauleute, das sind wir. Wir sind die Experten für unser Leben, für unsere Wünsche, für unsere Erfahrungen. Und Gott sagt: ich habe ein anderes Fundament für Dich. Ein Fundament, von dem er uns garantiert, dass es hält.
Wissen Sie, gut versorgt zu sein, tiefe Beziehungen zu führen, sich um seine Gesundheit zu kümmern, sich bewusst und kritisch mit dem eigenen Glauben zu beschäftigen, das sind sinnvolle Dinge. Und dennoch ist dies alles endlich. Keinen Cent werden wir mit ins Grab nehmen und dann spielt auch Gesundheit keine Rolle mehr. Beziehungen, selbst bei tiefen Freund- und Partnerschaften, werden irgendwann aufhören. Und meine Reflektion über den Glauben, all mein theologisches Wissen, wird dann irrelevant, sobald ich dem lebendigen Gott in der Ewigkeit begegne. Dann brauche ich nicht mehr nachzudenken, dann weiß ich es oder kann denjenigen Fragen, der die Quelle selbst ist.
Wenn Christus das Fundament meines Lebens ist, bedeutet es, dass ein anderes Fundament gelegt ist. Gesundheit, finanzielle Sicherheit, tiefe Beziehungen und Status verlieren nicht ihren Wert, aber sie bestimmen nicht mehr mein Leben.
Christus als Fundament bedeutet, dass ich weiß, dass ich mit Gott im Reinen bin. Mit dem Kreuz hat mir Gott ganz persönlich Vergebung geschenkt. Ich darf jeder Zeit zu Gott kommen. Nicht als Bittsteller, sondern als sein Kind.
Christus als Fundament bedeutet, dass ich in schwierigen Lebensumständen, nicht mehr für mich selbst kämpfen muss, sondern jemanden im Himmel habe, der mich trägt. Dem ich alles sagen kann. Der mich versteht. Jemand, der selbst auf dieser Erde gelebt hat, der alles durch gemacht.
Christus als Fundamt bedeutet, dass ich nicht allein bin. Gott ist da und Gott sieht mich. Nicht wie der alte und grantige Herr mit dem erhobenen Zeigefinger. Sondern Gott sieht mich an, wie jemand der genau weiß, wie es mir geht, weil er es selbst erlebt hat.
Christus als Fundament bedeutet, dass ich jetzt schon eine Hoffnung habe, die über das Leben hinausragt. Nicht allein auf das irdische Leben beschränkt. Ich habe jetzt schon eine Perspektive in die Ewigkeit.
Christus als Fundament bedeutet, dass ich Freiheit habe. Ich kann mit mir selbst, meinen Fehlern und meinen Unzulänglichkeiten leben. Denn ich weiß, Gott liebt mich jetzt schon, so wie ich bin. Vor Gott muss ich nicht besonders toll sein oder irgendetwas leisten.
Christus als Fundament bedeutet, dass ich den oder die andere wahrnehmen kann. Ich muss keine Angst haben, dass ich zu wenig bekomme, dass ich übersehen werde. Ich weiß Gott sieht mich, mein Leben und meine Ängste. Ich kann sehen, dass derjenigen oder diejenige, welche neben mir sitzen, genauso fühlt, atmet, sich ängstigt und lebt, so wie ich. Egal wer sie oder er ist.
Der Apostel Paulus schreibt im ersten Brief an die Korinther „Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“ (1 Kor 3,11) Ein Fundament, dass tragen kann.
Amen.

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