Der Predigttext für diesen Tag steht im Buch des Propheten Jeremia, im 17. Kapitel (VV. 7f): Gesegnet ist der [Mensch], der sich auf den HERRN verlässt und dessen Zuversicht der HERR ist. Der ist wie ein Baum, am Wasser gepflanzt, der seine Wurzeln zum Bach hin streckt. Denn obgleich die Hitze kommt, fürchtet er sich doch nicht, sondern seine Blätter bleiben grün; und er sorgt sich nicht, wenn ein dürres Jahr kommt, sondern bringt ohne Aufhören Früchte.
Liebe Eisernen Konfirmanden, lieber Gnadenkonfirmand,
die meisten von Ihnen haben ihre Wurzeln hier in Pirmasens. Vor 65 bzw. 70 Jahren sind sie hier in Pirmasens konfirmiert worden in den Kirchen der Stadt. Ihre Wurzeln liegen hier, auch, wenn Pirmasens und die Welt vor 65 bzw. 70 Jahren noch anders ausgesehen haben. In dem Jahr ihrer grünen Konfirmation 1960 erlebte die Schuhindustrie in unserer Stadt ihren Höhepunkt. Die Firma Rheinberger wuchs zur größten Schuhfabrik Europas an. Aber das Jahr 1960 schrieb auch ein ganz dunkles Kapitel in der Pirmasenser Stadtgeschichte, denn drei Kinder verschwanden in den folgenden Jahren spurlos in der Nähe des Exerzierplatzes und wurden nie gefunden. Weltgeschichtlich war das Jahr 1955, das Jahr unseres Gnadenkonfirmanden, bedeutend, denn Bundeskanzler Adenauer erreichte beim Besuch in Moskau die Freilassung von Kriegsgefangenen, den so genannten Spätheimkehrern. Der Rock`n Roll wurde zur meistgehörten Musik. Ergänzt wurde er dann in den 60ern von den Beatles. 1960 wurde John F. Kennedy zum US-Präsidenten gewählt. Sportlich bedeutend waren die Olympischen Spiele in Rom.
Vielleicht zehren sie auch heute noch von ihren Wurzeln hier in Pirmasens, in der Stadt, in der ja auch viele geblieben sind und ihre Stämme hier gewachsen und groß geworden sind. Viele von ihnen haben hier ihren festen Halt gefunden. Wieder andere von ihnen hat es verschlagen, sie haben ihre Äste in verschiedene Richtungen ausgestreckt und kommen aber immer wieder gerne zu ihren Wurzeln hier zurück. Und wir spüren immer wieder, dass es kein Leben ohne Wurzeln gibt. Verwurzelt sein, bedeutet: einen Platz zu haben und wissen, wohin ich gehöre.
Im Laufe der Zeit haben ihre Wurzeln womöglich einen anderen Nährboden gefunden. Sie haben woanders Wurzeln geschlagen. Und trotzdem bleiben diese ersten Wurzeln immer Bestehen. Ja, wer gut verwurzelt ist, der hat einen festen Stand und guten Halt, wenn Krisen und Lebensstürme an uns heftig rütteln. Eines ist klar: Wir können auf Dauer nicht leben, ohne uns um unsere Wurzeln zu kümmern.
Diese Wurzeln müssen nicht immer nur der Ort sein, wo unsere Wiege stand, sondern es sind auch Menschen, die wir kennen- und lieben lernen, mit denen wir leben. Unsere Partnerinnen und Partner fürs Leben, unsere Kinder, Enkelkinder, und bei manch einem auch schon die Urenkel. Die Freundinnen und Freunde, Wegbegleiter oder bei Ihnen auch die feste Konfirmandengruppe.
Wurzeln, das können auch Hobbys sein, die einige von ihnen ja auch noch pflegen oder Dinge, die wir gerne tun.
All dies kann uns Wurzeln geben, aus denen wir Kraft und Energie ziehen für unser Leben.
In unserem heutigen Predigttext wird eine unserer stärksten Wurzeln genannt: Gott. So heißt es, wer sich auf Gott verlässt, der ist wie ein Baum, der sich weder vor der Hitze fürchtet, noch vor den dürren Jahren. Trotz allem, so heißt es, bleibt er grün und bringt Früchte. Der Baum übersteht auch schlimme Zeiten.
Und womöglich haben sie genau das erlebt, da war Gott, der Sie getragen hat durch die schweren Zeiten und der Ihnen wieder Kraft und Energie gab.
Aber der Glaube und das Gottvertrauen sind auch kein Garant für anhaltendes Glück. Denn nicht immer geht es gut aus. So manche Wurzel wurde schon herausgerissen: Menschen, die wir geliebt haben, haben wir verloren, ein Hobby, das wir mit Leidenschaft gemacht haben, können wir nicht mehr ausüben und für das, was uns gestärkt hat, fehlt uns manchmal die Kraft. Das führt auch zu Zweifeln.
Aber heute bekommen wir etwas Anderes gesagt, nämlich: Wer verwurzelt ist, verzweifelt nicht. Denn die Wurzeln halten den Baum fest und finden immer wieder Nährstoffe. Andere als früher. Wenn wir unsere Blätter nicht hängen lassen und uns immer wieder besinnen auf unsere Wurzeln, die uns tragen und nähren, dann brauchen wir uns nicht zu fürchten vor dem, was morgen kommt. Dann können wir uns immer wieder ausstrecken (ausrichten) nach einem neuen Tag, nach einem neuen Morgen, nach einem neuen Sonnenaufgang, nach einem neuen Frühling. Amen