Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, liebe Festgemeinde,
gar nicht so einfach, hier drüber zu laufen. Das ist eine wackelige Angelegenheit. Dabei sieht es so einfach aus. Schöne bunte Steine, nicht so hoch und rutschig sind die auch nicht. Doch erst beim Drüberlaufen merke ich, wie schwierig das ist. Mit Übung geht es besser. (Anmerkung: Zu Beginn balanciert Volker Strauch über verschiedene „Steine“ im Altarraum.)
Von „Meilensteinen in der Entwicklung“ ist bei Kindern öfter die Rede. Vielleicht erinnern Sie, liebe Eltern, noch an Gespräche in der KiTa oder beim Kinderarzt. Da ging es genau darum:
- Kann das Kind schon krabbeln?
- Wann hat es das erste Mal auf eigenen Füßen gestanden, wann den ersten Schritt gemacht?
- Was war das erste Wort?
- Wann kam der erste Zahn?
So ging das immer weiter. Alle diese Sachen waren große Ereignisse, an die sich eure Familien, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, wahrscheinlich noch gut erinnern. Und ehrlich, liebe Eltern, irgendwie fühlt es sich heute doch so an, als wäre das noch gar nicht so lange her, oder?
Und dann, als ihr alle noch relativ klein wart, da wurdet ihr getauft. Bei euch allen ist das mindestens zehn Jahre her. Auch das ist ein besonderer Meilenstein gewesen. Da haben eure Eltern, Patinnen und Paten, Ja gesagt: Ja dazu, dass ihr getauft werdet. Ja dazu, dass ihr zu Gott gehören sollt. Und Ja dazu, dass ihr in die Gemeinde von ganz vielen Christinnen und Christen aufgenommen werdet. Das ist schon viele Jahre her. Die meisten von euch können sich nicht mehr aktiv daran erinnern.
Heute ist nun der Tag da, an dem ihr selber „Ja“ sagt: Ja, ich will zu Jesus Christus gehören. Ja, ich will als Christin, als Christ leben und zur Gemeinde gehören. Das ist ein ganz wichtiger und großer Meilenstein, den ihr heute erreicht.
Aber was heißt das jetzt eigentlich? Als Jesus mal gefragt wurde, was wir tun müssen oder woran wir uns halten sollen, hat er geantwortet:
»›Liebe den Herrn, deinen Gott, von ganzem Herzen, mit ganzem Willen und mit deinem ganzen Verstand!‹ Dies ist das größte und wichtigste Gebot. Aber gleich wichtig ist ein zweites: ›Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst!‹ In diesen beiden Geboten ist alles zusammengefasst, was das Gesetz und die Propheten fordern.« (Mt 22,37-40)
Gott lieben und unsere Mitmenschen lieben wie uns selbst. Darauf kommt es an. Das ist es, was unser Leben als Christinnen und Christen ausmacht. Darüber haben wir in der KonfiZeit immer wieder gesprochen und nachgedacht, was das konkret heißen könnte. Und wir haben auch gemerkt: Es ist ganz schön schwierig, sich immer daran zu halten. An manchen Tagen fällt mir das leicht, an anderen ist das eine schwierige Angelegenheit – so wie das da!
Und doch geht es immer weiter, auch wenn der Weg manchmal schwierig und der nächste Stein schwer zu erreichen ist. Ihr, liebe Konfis, habt schon eine ganze Reihe an Meilensteinen erreicht: Ihr seid groß geworden. Vieles habt ihr gelernt. Ihr seid selbstständiger geworden und diese Entwicklung geht weiter – jeden Tag. Bald werdet ihr vielleicht den Führerschein machen, die Schule abschließen und euch überlegen, wie es weitergeht. Unterstützung werdet ihr hoffentlich immer von euren Familien und von euren Freunden bekommen. Aber auch hier in der Gemeinde, findet ihr viele Möglichkeiten und Freiräume, Neues auszuprobieren und Gemeinschaft zu erleben.
Ihr steckt euch Ziele, die ihr erreichen wollt. Das ist gut so. Und auch Mama und Papa haben Vorstellungen und Ziele, welche Meilensteine ihr als nächstes erreichen solltet. Daran könnt ihr, daran können wir alle arbeiten.
Es gibt aber auch Meilensteine, die wir uns nicht erarbeiten können. In einer Woche feiern wir Ostern. Da werden wieder viele bunte Eier gesucht. Heute gibt es noch keine Eier zum Suchen, aber wir haben unter einigen Stühlen kleine „Meilensteine“ in Form von ovalen Karten versteckt. Jeder und jeder darf jetzt mal unter seinen Sitz fühlen, ob sich da etwas verbirgt…
Wer etwas gefunden hat, hält es bitte hoch!
Mal sehen, was wir da haben. Volker läuft zu den einzelnen Karten, liest sie noch einmal vor und bringt sie zum Altar.
Da ist ein „Stein“ mit dem Begriff Friede, Jesus, Glaube, Gnade, Freude, Hoffnung, Liebe.
Ist ja interessant, was es da alles zu entdecken gibt! Große Worte sind das – auf den Meilensteinen des Lebens.
Bei allem, was wir tun, welche Herausforderungen vor uns liegen und auch, wenn wir mal richtig schlecht drauf sind, uns traurig oder total alleine fühlen, ist er immer da: Jesus. Er ist in unserer Mitte, auch wenn wir ihn nicht sehen können. In Jesus ist Gott auf diese Welt gekommen, damit er uns wirklich ganz nahe ist und wir spüren können: Gott ist immer bei uns und begleitet uns.
Und so sind Glaube, Gnade, Freude, Hoffnung und Liebe Ausdruck von Gottes Begleitung. Es sind seine Geschenke an uns. Es sind Meilensteine auf unseren Wegen, die wir immer wieder finden und entdecken können. Dazu ist nur eins nötig: Bleibt neugierig! Gott hat einmal gesagt: „Wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen.“ (Jer 29,13f)
Manchmal kann man solche bunten Steine finden – auf einer Wanderung durch den Wald, am Meer oder auch in den Städten. Menschen haben solche Mutmachsteine hingelegt, um anderen eine Freude zu machen. Vielleicht habt ihr so etwas schon gefunden, vielleicht auch nicht.
Gott hält für uns alle etwas bereit, das uns Freude machen, stärken und auf unserem Weg durchs Leben begleiten soll. Das sind Friede, Glaube, Gnade, Freude, Hoffnung, Liebe.
Worauf also kommt es im Leben an? Mit Jesus in der Mitte Meilensteine des Lebens erreichen und dabei gewiss sein: Die wichtigsten „Steine“ werden uns immer wieder geschenkt. Sie müssen nur entdeckt werden.
Und damit ihr, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, das nicht vergesst, findet ihr das Motiv dieser christlichen Meilensteine auf euren Urkunden, die wir euch gleich überreichen werden. Und ihr bekommt von uns noch jeder einen besonderen Stein überreicht, der unscheinbar aussieht, aber bei dem ihr auch etwas entdecken könnt. Bleibt neugierig!
Amen.